Asien
10.10.2015

Rundtischgespräch zum Thema "Religiöser Extremismus in Kirgisistan"

Am 8. Oktober fand in Bischkek, Kirgisistan, ein Runder Tisch zum Thema "Wie bekämpft man religiösen Extremismus" statt, an dem Regierungsbeamte, kirgisische Experten und 16 Teilnehmer aus verschiedenen Regionen Kirgisistans teilnahmen.

Konflikt-Kontext:


Wenn wir uns die aktuellen Konflikte unserer Tage ansehen, können wir feststellen, dass eine der Hauptantriebskräfte für Menschen, sich gewaltsamen Konflikten anzuschließen, eine Motivation ist, die auf einer religiösen Ideologie beruht. Offiziellen Zahlen zufolge schlossen sich bis Juli 2015 400 junge Männer aus Kirgisistan den Terrorgruppen ISIS und Al-Qaida an. Die Dunkelziffer ist sogar noch viel höher. Vor allem die ländlichen Gebiete des Landes sind sehr empfänglich für radikale, auf dem Islam basierende Ideologien und stellen somit ein beliebtes Gebiet für die Rekrutierungsbemühungen von Extremisten dar. Im Rahmen unseres Projekts haben wir die Hauptgründe analysiert, die Jugendliche dazu bewegen, sich terroristischen Gruppen anzuschließen und Extremisten zu werden, wobei wir uns besonders auf die Rolle des Islam in diesem Zusammenhang konzentriert haben. Anschließend haben wir einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, um Gegenmaßnahmen zu identifizieren und sie verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren wie Medien, Zivilgesellschaft, religiösen Gruppen und der Regierung zuzuordnen.

Das Projekt:


Durch den Einsatz der Methode des Simulationsspiels in vier Workshops in verschiedenen Teilen Kirgisistans konnten wir eine sehr fruchtbare Atmosphäre für die Teilnehmer schaffen, um ihr Verständnis der komplexen Konfliktsituation zu vertiefen. Während des Simulationsspiels schlüpften die Teilnehmer in die Rollen verschiedener Interessengruppen und wurden aufgefordert, Win-Win-Situationen für die beteiligten Akteure zu finden, die dazu beitragen, die von religiösem Extremismus angetriebenen Handlungen zu verringern.

Während des Reflecting-Seminars brachten wir die Teilnehmer aus den vorangegangenen Workshops zusammen, um ihnen den Raum zu geben, ihre unterschiedlichen Standpunkte und ihre regionalen Besonderheiten zu diskutieren. Auf diese Weise führten wir die Ergebnisse aus den verschiedenen Workshops zusammen und erarbeiteten in einem nächsten Schritt Empfehlungen für verschiedene Bereiche der Gesellschaft. Eine sehr zentrale Empfehlung an den Staat war:

 

  • Der Staat sollte den Menschen die nationale Ideologie anbieten, um alle Bürger zu vereinen. Er sollte die Menschen in eine gute Zukunft führen, Redefreiheit und Glaubensfreiheit bieten (nur der Staat kann den Menschen eine eigene historische Religion auf der Grundlage der hanafitischen Mazhab-Schule anbieten, aber es kann auch andere Schulen geben).
  • Auch die Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewusstseinsbildung der Menschen, weshalb die Teilnehmer zu folgender Empfehlung kamen:
  • Religiös-Friedenserziehung: Einrichtung eines TV-Kanals, der von einem Großteil der Bevölkerung empfangen werden kann und der für eine friedliche Auslegung der verschiedenen Religionen, hier insbesondere des Islam, wirbt.

Zum Abschluss des Reflexionsseminars fand eine Roundtable-Diskussion mit den Beteiligten zum Thema statt. Während des Runden Tisches hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Gedanken zu erläutern und ihre Empfehlungen offiziellen staatlichen Vertretern aus verschiedenen Bereichen vorzustellen. Anschließend führten die Teilnehmer eine lebhafte Diskussion mit den Podiumsteilnehmern und formulierten ihre Ideen. Auf dem Podium saßen die folgenden Experten:

  • Bakyt Egemberdiev, stellvertretender Minister des Ministeriums für Arbeit, Migration und Jugend
  • Marat Torobekov, Sekretariat des Verteidigungsrates
  • Ak-Maral Gaibbaeva, Staatliche Kommission für religiöse Angelegenheiten der Kirgisischen Republik
  • Samat Osmonov, Ministerium für innere Angelegenheiten
  • Kadyr Malikov, Direktor des analytischen Zentrums "Religionsrecht und -politik"
  • Daniyar Muradilov, Geistliche Verwaltung der Muslime in Kirgisistan
  • Murataly Uchkempirov, Ministerium für Arbeit, Migration und Jugend, Leiterin der Abteilung für die Arbeit mit Jugendorganisationen, NGOs

Die Vision:

Wir hoffen, einen fruchtbaren Gedankenaustausch zwischen der Zivilgesellschaft und der Jugend im Allgemeinen und den jeweiligen staatlichen Akteuren in Kirgisistan zu ermöglichen, um sich auf die tatsächlichen Ursachen zu konzentrieren und kreative und innovative Maßnahmen zur Bekämpfung des religiösen Extremismus zu ermitteln. So werden wir versuchen, das bisher erworbene Wissen und die vielen konkreten Ideen zum weiteren Vorgehen zu nutzen, um dieses Projekt in einer Folgeaktivität fortzusetzen.