Wie wird man eigentlich Bundeskanzler*in? Warum steht auf dem Stimmzettel nicht der Name der Kandidat*innen? Wieso wird während der Wahlen über Jamaika, Kenia und Ampeln gesprochen? Wo ist eigentlich die Klimaliste, die hab ich doch gewählt? Politik bestimmt unser (Zusammen)leben, aber warum wissen wir dann eigentlich so wenig darüber?
„Wer regiert Neuland“ vermittelt das deutsche politische System niedrigschwellig und interaktiv an Jung- und Erstwähler*innen. Dabei werden diese und weitere Fragen spielerisch beantwortet. Mit Hilfe einer WebApp bilden Teilnehmende ihre eigene Regierung und versuchen ‚Neuland‘ in eine bessere Zukunft zu führen. Zuerst wird ein neues Parlament gewählt. Anschließend werden Teilnehmende zu Politiker*innen, verhandeln untereinander, versuchen Gemeinsamkeiten zu finden, treffen Entscheidungen und schließen Kompromisse. In „Wer regier Neuland“ erfahren Teilnehmende am eigenen Leib, dass tatsächlich jede Stimme zählt und wie man wählen sollte damit am Ende auch die gewünschte Regierung herauskommt. Nebenbei werden Vokabeln wie Koalitionen, Sondierungsgespräche und Fraktionssitzungen gelernt.
Das Planspiel ist in einfacher Sprache verfasst und es können verschiedene politische Themen gewählt werden, sodass eine Anpassung an die Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmenden, sowie eine barrierefreie Durchführung möglich sind.
Unser Ziel ist es, Demokratie durch die Miteinbindung junger Menschen zugänglicher zu machen. Wir können nur betonen, was Friedrich Ebert einmal sagte: Demokratie braucht Demokrat*innen! Denn nur dann kann sie gestärkt und gelebt werden.
Projektziele
Immer mehr Jugendliche geben an, dass sie sich zwar für Politik interessieren, jedoch zurückhaltend sind, wenn es um politische Beteiligung oder Politikverständnis geht. Das zeigen Ergebnisse der Vodafone Jugendstudie (2022) in der 91% der Teilnehmenden zwischen 14 und 24 angeben, dass sie großes Interesse für den Ausgang von Wahlen haben, aber 50% nicht wissen, wie diese funktionieren. Gerade diese Diskrepanz stellt eine Gefahr für die demokratische Ordnung dar, denn viele glauben keinen Einfluss auf die deutsche Politik ausüben zu können. Wo Misstrauen wächst, wächst auch der Raum für Verschwörungsmythen.
Genau hier setzt “Wer regiert Neuland?” an:
Das Verständnis für demokratische Prozesse und Beteiligung stärken:
Das übergeordnete Ziel des Spiels ist es, Jung- und Erstwähler*innen in demokratische Prozesse mit einzubinden und dadurch Demokratie selbst zu stärken. Dies soll auf interaktive und spielerische Weise geschehen, um komplexe Dynamiken herunterzubrechen, verständlicher und erlebbar zu machen.
Anreize und Grundlagen zum Einstieg in das politische Geschehen fördern:
Ein besseres Verständnis für demokratische Prozesse bietet eine gute Grundlage, um weiter am politischen Geschehen interessiert zu bleiben und daran teilhaben zu wollen.
Mythen und Theorien über die Regierungsbildung hinterfragen:
Die Shell Jugendstudie (2019) zeigt, dass fast ein Viertel der Jugendlichen in Deutschland empfänglich für populistische Aussagen sind. Sie haben das Gefühl, nicht gehört zu werden und beginnen so, an Mythen und anti-demokratische Theorien über die Regierungsbildung zu glauben. Spielerische Aufklärung regt zum Hinterfragen, Nachhaken und Miteinbringen an und kann so populistische Narrative überwinden.
Personen mit Flucht- und/oder , die wahlberechtigt sind, durch Wissensvermittlung zum Wählen ermutigen:
Ein weiteres Ziel ist es, ein passendes Angebot für Erstwähler*innen zu schaffen, die aufgrund ihrer Migrationserfahrung o.ä. nicht über ausreichendes Wissen über das deutsche politische System verfügen und deswegen nicht wählen gehen (Goerres et al., 2022). Die Lehrmaterialien unseres Spiels sind so gestaltet, dass sie auch auf die besonderen Bedürfnisse von Erstwähler*innen mit Flucht- und/oder Migrationsgeschichte eingehen und sie somit in demokratische und politische Prozesse mit einbinden können.
Vereinfachung für Lehrkräfte und Ausbildung von Multiplikator*innen:
Komplexe politische Prozesse sind häufig nicht einfach zu vermitteln. Bei dem Versuch können Lehrkräfte auf viel Unmut und Frust stoßen, weshalb eine spielerische Variante sie dabei unterstützen soll, diese Inhalte nachhaltiger zu vermitteln. Durch die kostenlose Schulung von Multiplikator*innen in Form von Lehrkräften und Vereinen in ganz Deutschland sowie der kostenfreien Bereitstellung der Planspielmaterialien für Durchführende wird das Planspiel an Schulen, in Vereinen und bei
Migrant*innenorganisationen einfach nutzbar gemacht.
Zielgruppe(n)
Jugendliche (13-21)
Erstwähler*innen
Erstwähler*innen mit Flucht- und/oder Migrationsgeschichte
Fachkräfte aus Bildungseinrichtungen oder gemeinnützigen Vereinen
Geplante Ergebnisse/Erfolge
Jung- und Erstwähler*innen spielerisch über das politische System aufklären und somit Demokratie und Partizipation stärken.
Kompromissbereitschaft, Teamwork und Diskussionsfähigkeit fördern. Teilnehmende sollen im Anschluss über ein workshopübergreifendes Diskussionsportal auf einer neu entstehenden Website miteinander im Austausch sein können.
Multiplikator*innen werden kostenlos geschult und mit Spielmaterialien ausgestattet, um das Spiel beliebig oft und in verschieden Kontexten weitergeben und durchführen zu können.
Anhand qualitativer und quantitativer Analysen durch das Institut für Parlamentarismusforschung (IPAL) werden Ergebnisse der Workshops systematisch ausgewertet und in die politische Forschung und den tatsächlichen Politikbetrieb einfließen, um Politiker*innen stärker über die Bedürfnisse von Jung- und Erstwähler*innen zu informieren.