Deutschland
20.12.2018

Durchführung des Planspiels Syrien

Vom 10. bis 11. November führten wir in Zusammenarbeit mit Al Sharq und Hometown Hannover das Planspiel "Syrien" in Hannovers größtem Bürgerhaus durch.

Wir haben das Planspiel bereits 2016/2017 gemeinsam mit Al Sharq entwickelt und das Szenario 2018 stärker an den aktuellen Kontext des Konflikts angepasst. Unser Gastgeber war Hometown Hannover, eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sichere Räume für Flüchtlinge und Bürgerinnen und Bürger Hannovers schafft, um sich kennenzulernen, zu diskutieren und gemeinsam politische Veranstaltungen zu organisieren - nicht für, sondern mit Flüchtlingen.

Das Simulationsspiel "Syria" beschäftigt sich mit den aktuellen Entwicklungen in Syrien, hat aber auch fiktive Elemente. Schauplatz ist eine Konferenz zwischen den Konfliktgruppen in der sogenannten Provinz Damaya, die in begrenztem Umfang die Gesamtsituation in Syrien widerspiegelt.

Eine Vielzahl von Konfliktlinien und Parteien mit wechselnden und widersprüchlichen Interessen kennzeichnen den syrischen Konflikt. Aus der hoffnungsvollen Situation, als 2011 Menschen für ihre politischen Ambitionen und eine demokratische Vision für Syrien auf die Straße gingen, ist längst ein Konflikt geworden, in den viele, nicht nur syrische Akteure eingreifen und den Konflikt gestalten. Seitdem hat sich in dem Land ein komplexer Konflikt entwickelt, der nur schwer zu verstehen ist. Die Debatte über Syrien wird in Deutschland meist von den Folgen der Flucht nach Europa dominiert, die eigentlichen Fluchtursachen sind in den Hintergrund getreten. Das gilt insbesondere für Lösungsansätze, die dringend notwendig wären, aber kaum diskutiert werden. Die Teilnehmer des Planspiels hatten die sehr anspruchsvolle Aufgabe, die zahlreichen Akteure und ihre Interessen zu verstehen.

Deshalb beschäftigt sich das Planspiel mit Konfliktdynamiken und möglichen Friedensvereinbarungen im Krieg in Syrien. Ob ein syrischer Basisaktivist der ersten Stunde oder ein russischer General: In der Simulation verhandeln die Teilnehmer ein Friedensabkommen für eine fiktive Region Syriens. Ziel des Planspiels ist es, ein tieferes Verständnis für den Konflikt zu entwickeln und verschiedene Optionen zur Beendigung der Gewalt im Land auszuloten. Dabei beginnt das Planspiel etwa vier Wochen nach der Entscheidung, eine Deeskalationszone in Damaya einzurichten. Die wichtigsten Akteure des Konflikts haben vereinbart, sich zu treffen, um einen detaillierten "Fahrplan" für die Zukunft Damayas zu entwickeln.

Während der Simulation wollten wir einen Freiraum schaffen, in dem die Teilnehmer in verschiedene Rollen schlüpfen und ihr Verständnis für die Dynamik von Konflikten, ihre Komplexität und die Möglichkeiten der internationalen Gemeinschaft, sie zu lösen, hinterfragen konnten. Dabei wurden die Teilnehmer mit den Chancen und Hindernissen konfrontiert, wenn es darum geht, einen nachhaltigen Konflikttransformationsprozess in Gang zu setzen. Außerdem konnten sie alternative Problemlösungsansätze für die Aushandlung von Friedensabkommen entwickeln und erproben.

Nach dem Spiel fand eine Auswertung statt, in der die Teilnehmer über den Prozess und ihre Lernergebnisse reflektieren konnten. Dazu gehörten eine Verbesserung ihrer Verhandlungsfähigkeiten sowie ein tieferes Verständnis für die Komplexität des syrischen Konflikts und seiner verschiedenen Akteure. Während der Reflexion wurde deutlich, dass die Teilnehmer darüber nachdenken mussten, wie man mit Störern umgeht, wie man mit versteckten Absichten umgeht und was die ersten Schritte zu einem nachhaltigen Friedensabkommen sind. Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass das fiktive Szenario eine hilfreiche Methode ist, um mögliche Lösungen für die Friedenskonsolidierung in einer experimentellen Umgebung zu diskutieren.